Wolfgang Huber warnt vor Missbrauch des christlichen Kreuzes

Auf das Kreuz kann sich nur berufen, wer seine kritische Kraft geltend lässt.

"Das geschieht durch die Präsenz des Kreuzes an anderen öffentlichen Orten deutlicher und glaubwürdiger als in Behörden", sagte Wolfgang Huber am 25. April 2018.

"Nach der Aussage des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder geht es beim Aufhängen der Kreuze nicht um Religion, sondern um 'unsere Prägung'. Das Kreuz soll dabei für das Bayerische genauso stehen wie für die Verfassungswerte“, führte der Theologe aus. Das provoziere gerade den Einwand im Namen der Religion: "Wenn das Kreuz zu dem Zweck in öffentlichen Gebäuden aufgehängt wird, die besondere landsmannschaftliche Prägung und die geltenden Werte zu bestätigen und zu stabilisieren, ist das ein Missbrauch des Kreuzes. Gekreuzigt wird Jesus, der von sich gesagt hat: 'Mein Reich ist nicht von dieser Welt'. Am Beispiel des barmherzigen Samariters und des vergebenden Vaters hat er uns Werte vor Augen gestellt, die über das hinausgehen, was in unserer Gesellschaft allgemeine Geltung beansprucht."

Wolfgang Huber betonte: "Ich war ein Gegner des generellen Kreuzverbots und bin genauso ein Kritiker der allgemeinen Kreuzaufhängungspflicht."

Die "Werteunion" habe erklärt, die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Deutschland sei ethisch unvertretbar; denn es sei billiger, sie im sicheren Ausland unterzubringen und Deutschland als einem dicht besiedelten Industrieland sei die Aufnahme nicht zuzumuten. "Sich für solche Werte auf das Kreuz Jesu zu berufen, wäre jedenfalls Häresie", betonte der Bischof a.D.

Allerdings seien die Argumente gegen das Aufhängen der Kreuze nicht viel besser als die Argumente dafür: "Eine Bildungseinrichtung ist nicht einfach säkular, sondern die Religion hat in ihr einen Ort. Und die Pluralität von Religionen wird nicht dadurch geachtet, dass man sie alle unsichtbar macht und nur noch die Religionslosigkeit übrig lässt. Auf diese Weise fördert die Entscheidung des bayerischen Ministerrats auf der Gegenseite die Haltung eines allgemeinen Säkularismus, der am liebsten in laizistischer Manier alles Religiöse aus der Öffentlichkeit entfernen möchte. Das Kreuz wird also von dieser Seite für einen antireligiösen Kampf instrumentalisiert."

Kippa-Debatte genauso wichtig wie Kreuz-Debatte

Für genauso wichtig wie die Kreuz-Debatte hält Wolfgang Huber in diesen Tagen die Kippa-Debatte. Hier gehe es darum, unsere Verfassungswerte praktisch zu verteidigen. Hier gehe es um Solidarität mit Menschen, die aus blankem Rassismus gewaltsam angegriffen werden und sich deshalb davor fürchten, Zeichen für ihre Identität öffentlich zu tragen. Und das in Deutschland! "Dass der Antisemitismus mit antijüdischen Motiven verknüpft ist und es in ihm deshalb auch immer um Religion geht, ist allerdings auch klar. Deshalb können sich die Kirchen aus dieser Auseinandersetzung nicht heraushalten, sondern müssen praktische Solidarität zeigen", forderte Huber.