Islamistischen Terror nicht als Kampf der Kulturen deuten

Wolfgang Huber wendet sich dagegen, den islamistisch geprägten Terror als Ausdruck für einen Kampf der Kulturen zu interpretieren.

«Es muss zu einem elementaren Bildungsgut werden, zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden», forderte er am 06. September 2017 bei einem Vortrag im Dom von Münster. «Was wir in Wirklichkeit erleben, ist ein Kampf um Kultur - zumal die meisten Opfer der islamistischen Anschläge Muslime sind.»

Allerdings dürften im Zusammenhang mit einem Anschlag wie dem vom vergangenen Dezember in Berlin die Überzeugungen des Täters nicht verschwiegen werden, sagte Huber in der Reihe «DomGedanken». «Denn dann entsteht eine Atmosphäre des kollektiven Verschweigens.» Das Verhältnis der Religionen zur Gewalt müsse klar benannt, aber auch differenziert betrachtet werden.

Nach den Worten Hubers hat sich im Dschihadismus die Gewalt gegenüber Abtrünnigen auf fürchterliche Weise durchgesetzt. «Verharmlosungen verbieten sich da.» Es könne nicht gesagt werden, dass die Vernichtung heiliger Stätten durch die Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) mit dem Islam nichts zu tun habe. «Das wäre dasselbe, als wenn wir sagen würden, die Kreuzzüge haben mit dem Christentum nichts zu tun», so der Theologe. Daher verbiete sich auch jede Selbstgerechtigkeit und Überheblichkeit seitens des Christentums. Jeder sei aufgefordert, die dunkle Seite von Religion aufzudecken und zu überwinden und unterschiedslos die gleiche Würde jedes Menschen zu achten.

«Die Aufgabe der Religionen sollte es sein, gesellschaftliche Gewalt zu bändigen und zu kanalisieren», forderte der Theologe. Aus christlicher Sicht hätten gewaltfreie Mittel immer den Vorrang, denn die Anwendung von Gewalt sei immer mit Schuld verbunden. «Die Bergpredigt ist da unser Schlüsseltext», führte Huber aus.

(KNA)

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