Rechtspopulismus: Die Menschen in ihren Ängsten ernst nehmen

Natürlich muss man rechtspopulistische Positionen ganz klar kritisieren und sich von ihnen abgrenzen.

"Aber die noch wichtigere Frage ist: Wie kommt es, dass Menschen gerade in Deutschland für solche Positionen anfällig sind? Welche Befürchtungen, Ängste und Bedürfnisse veranlassen die Menschen dazu, sich auf einen solchen Irrweg zu begeben?", sagte Wolfgang Huber am 12. August 2017 im Interview mit dem SR2 Kulturradio.

Auch die Kirchen müssten sich dieser Frage zuwenden. Sie dürften nicht nur die Auffassungen der Rechtspopulisten kritisieren, sondern sollten die Menschen in ihren Befürchtungen ernst nehmen und fragen: Was geht in ihnen vor?

Gegen eine Kultur der Selbstgerechtigkeit

Huber sagte weiter, er sehe eine neue Kultur der Selbstgerechtigkeit in Deutschland. Man schließe sich im Kokon der eigenen Überzeugungen ein, bleibe unter Gleichgesinnten und pflege seine Vorurteile.

Als Ursache für diese zunehmende Selbstbezogenheit sieht Huber eine Polarisierung der Gesellschaft, auch wenn diese noch nicht so stark ausgeprägt sei wie beispielsweise in den USA. Noch könne die Zivilgesellschaft zeigen, dass sie ein Ort des Dialogs sei, und auch die Kirchen könnten einen Beitrag zur Förderung des Meinungspluralismus leisten.

Er rate jedem, sich mindestens ein Mal im Monat die Frage zu stellen, wann er das letzte Mal seine Meinung geändert hat. „Wann hat man sich das letzte Mal durch ein Argument eines anderen überzeugen lassen oder die Position eines anderen nicht nur in ihren Schwächen, sondern in ihren Stärken erkannt?“

Zum Interview, das SR2 Kulturradio anlässlich des 75. Geburtstags von Wolfgang Huber führte, geht es hier