Wolfgang Huber warnt vor fundamentalistischem Islam

Wolfgang Huber warnt vor einem Erstarken des fundamentalistischen Islam in Europa und im Nahen Osten.

"Es gibt momentan eine Verbindung von Religion und Gewalt, die mich tief erschüttert - auch weil wir bisher keine Instrumente entwickeln, um darauf zu reagieren", sagte der Sozialethiker der Wochenzeitung "Zeit" vom 11. Juni 2015. Huber ergänzte: "Wir führen nicht einmal eine vernünftige Debatte über den Dschihadismus."

Im Islamischen Staat (IS) sieht der Theologe "nur das extreme Beispiel für eine Versuchung, die allen Religionen innewohnt". Nicht hinnehmbar sei die Bereitschaft der Islamisten, "Menschenleben zu opfern im Namen eines Gottes oder einer gemeinsamen Sache". Es sei tragisch, dass die Vereinten Nationen im Falle der Terrormiliz IS erneut versagen: "Wo massive Gewalt verübt wird, muss die internationale Rechtsgemeinschaft intervenieren." Im Irak arte der Fundamentalismus nun in Genozid aus. Durch massenhafte Tötung und Vertreibung von Menschen solle ein Staatsgebiet entstehen, in dem nur ein einziger Glaube Heimatrecht habe. Mehr als sechs Jahrzehnte nach der UN-Konvention gegen den Völkermord sei dies "ein Rückfall in die Barbarei".

Huber zufolge gibt es einen Islam, der alles, was er für wahr hält, gegenüber Veränderungen absichere und behaupte, der Koran sei nicht auslegbar. Der Theologe widersprach der Argumentation, Religion werde von Terroristen missbraucht: "Religiös motivierte Gewalt muss immer als solche kritisiert werden, dazu gehört auch das Bekenntnis von Schuld." Selbstkritik sei die Voraussetzung für Selbsterkenntnis und Umkehr. "Deshalb beunruhigt es mich, wenn Vertreter muslimischer Organisationen sagen, der IS habe mit dem Islam nichts zu tun", sagte der ehemalige Berliner Bischof.

(epd)